Jürgen Siebenhüter, Erfinder und Organisator des Wintermarathon in der Region Ingolstadt, wird es langweilig. Seine geplanten langen Läufe in Nürnberg und in Berlin fallen wegen der Coronakrise
aus. Mir geht es nicht besser, meinen Titel als Österreichbeauftragter von marathon4you kann ich im März abschreiben. Der Donaumarathon in Linz, der Vienna Marathon in Österreichs Kapitale und
die mozärtlichen Lauffestspiele in Salzburg werden gecancelt.
So schreibt mich Jürgen im März an, ob ich nicht an einem Ostermarathon interessiert wäre. Ja, da geht es ihn wie mir, die Ausdauer hat schon arg gelitten, es wird Zeit, nach rund zwei Monaten
wieder einen langen Lauf zu machen. Ich sehe mich da schon auf den letzten Kilometern auf dem Zahnfleisch daherkommen. Aber wie will Jürgen das in Zeiten von Corona managen? Ein Lauf mit Start
von mehreren Athleten?
Beim zweiten Mail hat er die Strecke schon geplant. Nicht so viel Asphalt wie im Winter, wenn vielleicht Schnee liegt und die Wege glatt und vereist sind, sondern nun kann die Strecke in die
Donauauen verlegt werden. Als Verpflegungspunkte hat er schon Vorschläge: Man kann in Gerolfing in einem Edeka Laden seine Vorräte nachladen, in Ingolstadt bei einer Tankstelle seinen Sprit
nachfüllen und seine Schwiegermutter stellt in Weichering in der Garage Essen und Trinken parat. Da lass ich mich nicht lumpen, mache noch den Vorschlag im Industriegebiet Grünau in einen
Supermarkt einzukehren und ihm vor seinen letzten Kilometern noch Isogetränke auf Zucker- und Hopfenbasis an meiner Garagenzufahrt anzubieten.
Damit man sich nicht zu nahekommt bei diesem Auslauf, mit weniger als 1,50 Meter Abstand ist es verboten und strafbewehrt und du darfst auch nur mit einer Person aus deinem Haushalt unterwegs
sein, so startet jeder von uns von seinem Heimatort. Jürgen in Bergheim und ich in Joshofen. Und da wir im Uhrzeigersinn laufen, treibe ich Jürgen vor mir her und werde ihn auf der Strecke
vielleicht überholen.
Wir tauschen noch zur Sicherheit die Telefonnummern aus und dann kommt der Karsamstag, der Tag unseres Marathons, immer näher. Ja, der Karsamstag, an diesem Tag wäre immer unser Neuburger
Frühjahrslauf, auch diese Veranstaltung wurde vor einigen Wochen abgesagt. Am Vortag packe ich meinen Laufrucksack, werfe einen Schokoriegel, ein Gel und zwei Getränkeflaschen mit je 0,5 Liter
Inhalt hinein. Das wird mir reichen. Zusätzlich nehme ich einen Geldschein, meine Kamera und mein Handy mit. Auf dieses speichere ich noch eine Laufapp, denn ich will nun mal wissen, wie lange
die Strecke wirklich ist und wie lange ich mit Pausen brauchen werde. Was natürlich nicht fehlen darf, ist eine Karte, die Jürgen mir gemailt hat. Die Strecke ist mir größtenteils bekannt und
wenn ich mich verlaufen sollte, bringt mir das halt einen Mehrwert, ääh, Mehrweg ein.
Karsamstag, 09.00 Uhr, die Sonne scheint schon seit gut zwei Stunden, es hat gut zehn Grad, optimal zu laufen. Ich stehe schon vor dem Haus, parat ein Selfie mit der Uhrzeit als Startbeweis zu
machen, da merke ich, die Karte liegt noch auf dem Küchentisch. Ins Haus zurück, das Fehlende gepackt und dann rennt der Protagonist mit knapp zwei Minuten Verspätung los.
Nach wenigen hundert Metern, am Feuerwehrhaus vorbei, verlasse ich Joshofen auf einem guten Feldweg in Richtung Krautgärten, in Sichtweite des Joshofener Weihers. Dort ist noch Ruhe, kein Angler,
kein Spaziergänger, nichts ist zu sehen, alles hält sich an die Ausgangsbeschränkung. Na ja, Sport ist in den Augen der Politik erlaubt und was wir beide machen, ist eine Leibeserziehung, ein
Spaziergang an der frischen Luft, etwas länger als üblich. Wenn wir kontrolliert werden sollten, könnte uns die Obrigkeit höchstens den Vogel zeigen, aber das halten wir aus.Nach gut zehn Minuten wechsele ich auf einen geteerten Feldweg, der mich am Schulzweiher und einem
Betonwerk vorbei an den Südrand Bergheims bringt. Hier sehe ich wenigstens schon vereinzelte Personen, die den Hund ausführen oder die mit ihren Traktoren aufs Feld fahren. Knapp 2000 Einwohner
zählt die Gemeinde, die erstmals urkundlich als „Perkhaimb“ im zwölften Jahrhundert erwähnt wurde, als Heim am Berge. Ja, und du brauchst nur die Lage des Ortes anschauen, die letzten Ausläufern
des Jura verlaufen nämlich zur Donau hin.35 Minuten bin ich unterwegs, als ich
über die Förchenau, ein Teil Bergheims, den Ort verlasse. Ich muss die Staatsstraße Richtung Donaumoos queren und mein weiterer Weg führt mich nun an weiteren Kiesweihern der Firma Schimmer
vorbei, immer noch über Felder. Die Natur mit Temperaturen von gut 20 Grad in den letzten Tagen hat nun richtig Gas gegeben. Die Bäume treiben aus und werden in wenigen Tagen ihre Blätter und
Blüten entfalten. Das folgende Wegstück ist mir ein wenig unbekannt. Aber der Pfadfinder in mir sowie der Sonnenstand werden mir den Weg nach Gerolfing schon finden lassen. Ich muss nämlich
Richtung Osten laufen und somit fast in Richtung der Sonne. Am folgenden Waldrand sehe ich ein Marterl, das den Heiligen Wendelin gewidmet ist. Der Heilige ist Schutzpatron der Hirten, Bauern und
Landarbeiter. Gezeigt wird der Wendel meist mit Hirtenstab und Tieren, so wie hier. Nach einem Bild mit der Kamera mache ich mich weiter
Kurz danach sehe ich an einem Abzweig einen Wegweiser, wo ich aus einer Entfernung von 30
Zentimeter die total verblasste Beschriftung noch entziffern kann. Es geht Richtung Gerolfing. Nach wenigen Minuten komme ich an einer privaten Raststelle vorbei. Zwei Stühle, eine Bank, ein
Tisch, da scheinen sich Naturfreunde und Spaziergänger regelmäßig zu treffen, denn das Mobiliar ist intakt, sauber, ordentlich abgestellt und der Untergrund ist ein wenig befestigt.
Ich bin nun im Eichenwald Gerolfing angekommen, ein wertvolles Natur- und Kulturgebiet, das sich von hier bis fast in die Kernstadt Ingolstadt zieht. Es dient der Erholung und der
Trinkwasserversorgung der Stadt, das Aqua wird aus rund 200 Meter Tiefe gefördert. Etwa 100 bis 150 Meter in Richtung des Hohenlohberges sehe ich die 1000jährige Eiche, die im Volksmund auch
Holzmutter genannt wird. Mit 700 bis 800 Jahre ist sie ein wenig jünger, der Stammumfang beträgt etwa sechs Meter, der Kronendurchmesser rund 28 Meter bei einer Höhe von 19 Meter. Der Baum ist
nicht mehr gesund, ein Pilz macht sich im Inneren des Stammes zu schaffen. So reißen Stürme und heftige Winde immer wieder Äste herunter.
Gut drei Kilometer zeigt danach ein Wegweiser bis in den Ortskern Gerolfing, mein Weg
geht wieder in den Wald hinein. Einzelne Wanderer und Spaziergänger sind nun schon zu sehen, ich bin eine Stunde nun „on the road“. Nach weiteren zehn Minuten komme ich zum Sportplatz des
heimischen Fußballclubs und nach wenigen Minuten bin ich im Ortskern, wo ich schon die erste Einkehrstätte, das Edekageschäft Würzburger, sehe. Zeit für eine Rast.
Im Shop steht Jürgen gerade an der der Kasse und haut dann seinerseits ab. Ich hole mir
einen Kaffee, ein Nußhörnchen, zahle und verspeise das Ganze vor dem Geschäft. Gut zehn Minuten dauert meine Pause, dann laufe ich wieder weiter. Ein Einheimischer murmelt noch etwas wie „lass
dir den Osterschinken schmecken“. Wenn der von meinem Plan wissen würde.
Knapp 5000 Einwohner hat der Stadtteil Ingolstadts, in dem unser jetziger
Bundesinnenminister Horst Seehofer lebt. Der Name kommt wohl aus dem Silben Ger (gleich Speer) und Wolf. Der Ritter Gerolf war einer, der den Wolf jagte. Die Nachsilbe „ing“ deutet auf eine
bajuwarische Siedlung hin. Mein Weg führt direkt an die Kirche heran, die dem Hl. Rupert geweiht wurde. Dieser ist Apostel der Baiern und heute Schutzpatron des Landes Salzburg. Dort wird
vielerorts der Rupertitag am 24. September gefeiert.
Nach wenigen Minuten verlasse ich wieder den Ort Richtung des Eichenwaldes und nach kurzem Wegstück überquere ich einen Entwässerungsgraben und komme direkt zur Donau. Es geht auf den Donaudamm.
Ingolstadt, so ein Wegweiser, liegt fünf Kilometer entfernt. In meinem Dunstkreis sehe ich einen laufen, Jürgen ist es. Ihn kann ich dann nach wenigen Minuten einholen. Wir wechseln ein paar
Worte, sprechen noch die genauen Punkte der Verpflegung seiner Schwiegermutter und meiner Tränke ab, dann schickt er mich weiter. Mit einem Gruß gehe ich voran.
Die Donau wurde hier Ende der 60er Jahre für den Bau des Laufwasserkraftwerkes Ingolstadt
begradigt. Anfangs sehe ich noch einige Kiesbänke im Flussbett, dann laufe ich an den Baggersee Ingolstadt heran. Unser Weg würde hier oben auf dem Damm bleiben. Ich wechsele jedoch auf den
Uferweg des Baggersees. Der Umweg hält sich in Grenzen. Hier sind nun schon viele Spaziergänger und Jogger zu sehen. Der See ist das Erholungsgebiet der Großstadt, liegt er nur etwa zwei, drei
Kilometer von der Altstadt entfernt. Eine Runde um den See beträgt etwas mehr als fünf Kilometer. Nach gut zehn Minuten verlasse ist den See am Auslauf und überquere dann den Donaustrom am
Kraftwerk. Ich wechsele auf die Südseite.
Hier führt mein Weg gut 500 Meter am Südufer der Donau entlang, dann verlasse ich das Gewässer in Richtung des Luitpoldpark, der ein Teil des Grüngürtels, dem Glacis, darstellt. Benannt wurde der
Park nach dem bayerischen Prinzregenten Luitpold. Nur kurz laufe ich dann am Südrand des Parks, wo nach dem Zweiten Weltkrieg eine Kleingartenanlage entstanden ist. Gleich danach erreiche ich in
die Freie Tankstelle Weigl, die mein zweiter Verpflegungspunkt ist. Einen heißen Kaffee muss ich abschreiben, den hat man nicht, stattdessen kaufe ich einen gut gekühlten Eis-Vanille-Kaffee.
Meine reine Laufzeit (ohne Pausen) beträgt etwa zwei Stunden, ich habe knapp 20 Kilometer auf dem Tacho.
Nun dreht sich meine Laufrichtung, es geht westlich weiter auf der Haunwöhrer Straße und
nach etwa zwei Kilometer verlasse ich die Verkehrsader und wechsele auf den Donaudamm, nun auf der Südseite der Donau. Dort kommt mir nun zum zweiten Mal eine Laufkollegin entgegen, Birgit
Nixdorf mit Mann und Hund. Der Letztere, der eigentlich am besten zu Fuß unterwegs ist, hockt im Radlkorb an der Lenkstange. Ich muss grinsen, hebe dann als Gruß die Hand und laufe weiter.
Haunwöhr, so heißt der Stadtteil Ingolstadt, zählt heute rund 8000 Einwohner. Als Hainwerd wurde der Ort 1316 in einer Urkunde von Ludwig des Bayern erstmals erwähnt. Auf dem Damm verlasse ich
dann bebautes Gebiet und erst beim Wasserwerk Buschletten geht es wieder in den Wald, nunmehr auf der früheren Eisenbahntrasse nach Neuburg. Diese wurde vor einigen Jahrzehnten nach Süden
verlegt. Nach weiteren zwei Kilometern, es ist kurz vor 12.00 Uhr verlasse ich Ingolstadt und komme im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen an, ein Markierungsschild weist mich darauf hin. Willkommen
in der Heimat, denke ich, wohlwissend, es ist noch ein gehöriges Stück des Weges.
Zuerst laufe ich noch neben der ehemaligen Eisenbahntrasse, dann führt eine
Ortsverbindungsstraße unter den neuen Eisenbahnlinie durch und nach wenigen Minuten gelange ich nach Weichering. Gleich am Anfang könnte man zum Vogelsang, eine Ausflugswirtschaft, einkehren.
Doch die hat geschlossen, Gegenüber befindet sich der Bahnhof Weichering. Nur ein paar Meter weg in der Königstraße wohnt die Schwiegermutter von Jürgen. Ich finde die Adresse auf Anhieb, die
Garage ist offen und der Tisch ist mit Bananen, Müsliriegel, Nüssen und Isogetränken reich gedeckt. 27 Kilometer liegen hinter mir. 2500 Einwohner leben in Weichering, den Ort verlasse ich an der
Bahnlinie nach Neuburg.
Nun muss ich mich wieder neu orientieren, denn der weitere Weg nach Rohrenfeld, so wie
ihn Jürgen auf der Karte markiert hat, ist mir unbekannt. Über die Felder komme ich noch gut zurecht, aber dann führt der befestigte Weg wieder in die Donauauen. Irgendwo müsste ich dann links
abbiegen und wieder in Richtung Westen laufen. Leider drehe ich wohl einen Abzweig zu früh ab, merke es dann erst nach wenigen Minuten, als der Untergrund immer liederlicher wird. Aber das Glück
des Tüchtigen bleibt mir treu, ich finde wieder den Hauptweg, die Laufrichtung passt wieder.
Kurz vor 13.00 Uhr, ich bin nun vier Stunden unterwegs, laufe ich auf einer prächtigen
Allee nach Rohrenfeld hinein. Schon im 16. Jahrhundert begann Herzog Georg von Bayern mit einer Pferdezucht, die lange Zeit andauerte. So raubte Schwedenkönig im 17. Jahrhundert gleich mehrmals
alle brauchbaren Pferde und Napoleon tat es im nur wenig später gleich und nahm alles mit, was laufen konnte. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde hier ein Golfplatz hergerichtet. 19
Löcher wurden erbaut. Na ja, 18 zum Golfen und das 19. Loch ist traditionell für die Golfer das Clubhaus. Auf dem Platz ist nichts los, alles geschlossen, Corona ist der Grund.
Mittlerweile ist die Temperatur auf rund 20 Grad gestiegen, mich dürstet langsam. Mein
Entschluss steht, noch ein wenig laufen und dann einkehren oder den Rucksack plündern, denn immer noch sind die zwei Getränkeflaschen voll. Über einen Kreisverkehr an der Staatsstraße erreiche
ich dann den Neuburger Stadtteil Heinrichsheim, zuvor jogge ich am Audi Driving Experience Center vorbei. Knapp 3000 Einwohner zählt heute der Ort, der sich anfangs des 19. Jahrhunderts mit neu
zugewanderten Kolonisten gebildet hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich viele Heimatvertriebene hier nieder. Einen richtigen Ortskern gibt es hier nicht. Bundesweit bekannt wurde
Heinrichsheim durch den Todesfall Rudolf Rupp, dessen angebliche Mörder ihn an Hunde verfüttert haben sollen, so der Indizienprozess vor dem Landgericht Ingolstadt. Jahre später wurde die Leiche
Rupps in seinem Auto aus der Donau an der Staustufe Bergheim geborgen. Noch im Ort kommt mir Vereinskollege Siggi Stachel entgegen mit seiner „Madame“ Petra. Nach einem kurzen Schwatz radeln
beide weiter.
Auf der Grünauer Straße suche ich mir nur kurz später eine Bank, die ein wenig im
Schatten liegt. Ich bin mit meiner Pause noch nicht fertig, da kommt mein Bruder Raimund ebenfalls mit dem Drahtesel angefahren und nimmt mir die leere Plastikflasche ab. Nur kurz später laufe
ich wieder weiter. Nicht weit, denn dann hält mich unser Leichtathletikabteilungsleiter Hermann Schottnar auf, auch er ist mit dem Rad unterwegs.
Kurz nach 14.00 Uhr erreiche ich die Hertleinkurve, die nah zum Neuburger Schloss liegt.
Knapp 30000 Leute zählt die Große Kreisstadt Neuburg. Ist es bekannt, dass für kurze Zeit Neuburg unter Bischof Simpert auch Bischofsstadt war? Wahrscheinlich nicht. Ich überquere nur wenig
später auf der Luitpoldbrücke den Donaustrom zum letzten Mal. Es geht auf der Ingolstädter Straße hinaus. Gut 40 Kilometer liegen hinter mir.
Ich will versuchen, eine Zwischenzeit für die Marathondistanz zu stoppen. Nach dem
Reiterhof unterhalb des 200 Jahre alten Arco-Schlösschens, gleich an der Großen Mariengrotte überlaufe ich diesen Punkt nach 5.15 Stunden. Auf dem „Stooderwegerl“, so die liebevolle Bezeichnung
der Joshofener für den Radweg, erreiche ich nach wenigen Minuten den Donaudamm, wo nun viele Schafe sich am Bärlauch laben. Eine entsprechende Duftfahne bemerke ich schon gut 100 Meter
vorher.
Nach gut 1000 Meter erreiche ich dann den 300 Einwohner zählenden Stadtteil Joshofen, wo
ich mir das Marterl anschaue, das an das Fährunglück vom 17.08.1945 erinnert, wo der Fährmann mit seinen Kindern, weiteren Personen und zwei Ochsen, noch an die Deichsel des Fuhrwerks gekettet,
ertranken. Nach wenigen Minuten im Ort drücke ich dann an unserem Haus die Stoppuhr: 5.35.09 Stunden war ich unterwegs, 44,7 Kilometer legte ich in der Zeit zurück.
Eine gute halbe Stunde warte ich auf der Terrasse, dann kommt Jürgen mit seinem Sohn
angetrabt. Zuerst löschen wir unseren Durst mit etwas Zuckerhaltigem und dann wird ein Bier hinterhergekippt. Er muss noch vier Kilometer heimlaufen, ich schleppe mich auf die Terrasse und lasse
mich im Liegestuhl nieder. Wir sind uns einig, wenn die wettkampffreie Zeit noch länger andauert, dann werden wir wieder so eine Tour machen. Vielleicht an Pfingsten.
"Zum drittem Mal lud Jürgen Siebenhüter zum Wintermarathon in der Region Ingolstadt ein. Zehn Teilnehmer waren als Ziel gesetzt, aber immerhin kamen doch acht
unverwüstliche Distanzrunner zum Start nach Irgertsheim zum Sportheim des Sportclubs.
Merkmal dieser Veranstaltung ist das Einfache. Es ist nichts ausgeschildert, also muss man sich den Weg merken, eine Karte mitnehmen oder die GPS-Uhr programmieren.
Eine übliche Zeitnahme, sekundengenau, Fehlanzeige, also selbst stoppen. Verpflegung auf der Strecke, gibt es nicht, also das Ganze mitschleppen oder einkehren. 42,195 Kilometer lang soll die
Strecke sein, doch Jürgen verweist auf seine gemessenen 43,6 Kilometer. Kosten? Fast nichts, ein Sparschwein steht an der Anmeldung, man bittet um einen Fünfer für das Duschgelegenheit, der Erlös
geht an den Sportclub. Also „Back to the Roots!“
Punkt 09.00 Uhr war der Start vorgesehen, doch einige organisatorische Details mussten geklärt werden, so machten wir uns ein paar Minuten später auf den Weg. Der
führt uns zunächst Richtung Westen nach über Bergheim und den langen Radweg parallel zur Staatsstraße nach Neuburg. Drei schnellere Läufer haben wir schon nach einigen Minuten aus den Augen
verloren. Und wir vier (Jürgen, Konrad, Henny und ich) bleiben zusammen. Der Joachim wird später einsteigen.
In Neuburg war die erste Verpflegungsstelle vorgesehen. Um zu beweisen, dass man die ganze Strecke zurückgelegt hat, mussten Kaufbelege mitgebracht werden. Wir sind
in den Marktkauf eingekehrt, haben Wasser, Kaffee und Bananen geordert und auch die Quittung mitgenommen.
Weiter ging es im Quartett über die Donaubrücke und die Grünauer Straße nach Heinrichsheim. Den Streckenverlauf hat Jürgen so gewählt, denn im Winter sind seine
Wege geräumt, was man von den Wegen an derDonau nicht sagen kann. Vorbei am Audi-MediaCenter und dem Golfplatz Neuburg haben wir in Gut Rohrenfeld eine kurze, zehnminütigeTrinkpause eingelegt.
Die nächste richtige Verpflegung haben wir nach weiteren fünf Kilometern in Weichering in einem Edeka-Geschäft genossen. Gerade noch rechtzeitig, denn um 12.30 Uhr wäre dann der Laden wegen der
Mittagspause geschlossen gewesen. So wurde Kaffee und eine Pistazientorte geordert.
Mit vollen Bauch liefen wir dann in die Donauauen, bei der Wirtschaft Vogelsang (leider geschlossen) vorbei in Richtung Oberschwaig, Rosenschwaig nach Buschletten,
parallel zur früheren Eisenbahnlinie nach Ingolstadt. Beim Wasserwerk Buschletten schwenkten wir nach rechts zur Hagauer Straße, wo in einer Bäckerei die nächste Verpflegung geordert werden
konnte. Ein Mitläufer (und später ich auch) holten sich eine Semmel mit einer dicken Scheibe Leberkäse vom dortigen Metzger für einsachtzig Euronen, nicht gerade die Langstrecklernahrung.
Nach rund 20 Minuten Pause machten wir uns wieder auf die Socken, die Strecke führte uns nun an die Donau heran und diese überquerten wir an der Staustufe
Ingolstadt, unserem östlichsten Punkt. Über den Mitterschüttweg und der Antoniusschweige eilten wir hin zur Schutter, wo wir bis zum Klinikum-Kreisel den Spazierweg nutzten. Ab hier verläuft die
restliche Strecke entlang von Straßen, mit entsprechendem Verkehrslärm.
In Gerolfing konnten wir beim Fanderl nochmals verpflegen. Zwar waren wir von Irgertsheim noch ein paar Kilometer entfernt, doch zwei Läufer holten sich schon das
Zielbier, dass nicht lange vorhielt. Meines war von Lammsbräu, hieß „ZZZISCH!!!“ und war genau so schnell weg wie der Name. Ein wenig zog sich der Kurs hin bis Gerolfing, die Sonne ging langsam
unter und dann erreichten wir fröhlich das Sportheim in Irgertsheim. Es war Nacht geworden und wir nach gut acht Stunden einschließlich der langen Pausen am Ziel.
Im Donaukurier fand die Veranstaltung auch Gehör. Zusammen mit dem Winterlauf der Schüler gibt es einen kleinen Bericht im DK unter
https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/Winterlauf-in-Irgertsheim;art599,4031482. Ach ja, als Schnellster erschien nach 4.08 Stunden Ralf Giese in Irgertsheim vor Rocco Schulz (4.40 Uhr)
und Christian Funk. Wir waren gut acht Stunden unterwegs und hatten viel Spass miteinander zwischen Neuburg und Ingolstadt. Der Jürgen veranstaltet noch weitere Läufe, so einen 50er und
Hunderter. Einfach mal nachschauen unter www.distancerunner.de.
Wintermarathon, Irgertsheim, 28.12.18
Ein Marathon, der länger ist, dessen Strecke nicht ausgeschildert ist und wo man seine Verpflegung mitschleppen muss. Oder man genießt die Landschaft nördlich und
südlich der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt und kehrt an mehreren Punkten in Tankstellen, Geschäften und Bäckereien ein. Länger als Marathon ist der Kurs auch, ein Teilnehmer hat fast 48
Kilometer auf seiner Garmin gemessen.
43,6 km, Frauen W45: 1. Henriette Appel 8.10.00.
43,6 km, Männer M55: 1. Anton Lautner 8.10.00.
2. Winterlauf, Irgertsheim, 28.12.18
0,4 km, Bambini: Justus Fortner (ohne Zeitnahme).
1,5 km, Schülerinnen U10: 2. Sophie Zeller 7.40.
1,5 km, Schüler U10: 2. Vinzenz Fortner 6.15; 7. Fabian Henkel 9.35; Sch U12: 6. Anton Baar 6.11."
Anton Lautner